Die psychologische Feldtherapie

Feldtheorie​

Die psychologische Feldtherapie hat viele Namen, wie beispielsweise topologische- oder Vektorpsychologie. Doch egal, unter welchen Namen sie bekannt ist, sie geht stets auf die Gestalttherapie zurück. Wolfgang Köhler war Mitbegründer dieser Theorie und ging davon aus, dass es sich bei jeglichen psychischen Prozessen immer um Feldprozesse handeln muss. Hierbei ist es ähnlich wie bei der Gestalttheorie, in der physikalische Felder beschrieben und untersucht werden. Die Gestalttherapie spricht vom phänomenalen Feld oder auch vom psychophysischen (Zentralnervösen) Feld im Zusammenhang mit den psychologischen Feldkonzepten. Verwandt ist der in der Gestalttherapie verwendete Feldbegriff mit der von Thure von Uexküll. Ihm zufolge ist der Feldbegriff entscheidend, der sich aus dem Bezug des Menschen zu seinen sich aus der Umwelt ergebenden Kräften darbietet. Nicht entscheidend sind die Kräfte von physikalisch sich ergebenden Eigenschaften.

Handlungs-, Wahrnehmungs- und Erlebnisfeld​

Das Wahrnehmungsfeld bezieht sich in der Gestalttheorie auf die vom Menschen bewusst anschaulich angetroffene Welt. Hierbei muss zwischen der vom Bewusstsein unabhängigen physikalischen Welt unterschieden werden. Die Gestalttheorie beansprucht die Sinne des Feldbegriffs von Albert Einstein durch die anschauliche, phänomenale Welt. Von Wolfang Metzger wird im weiteren Sinn dann vom Aktions- und Erlebnisfeld gesprochen. Dieses Feld bezieht sich nicht nur auf die Vorgänge der Wahrnehmung, sondern ist gleichzeitig auch verhaltens- und erlebnisbestimmt. Metzger spricht vom anschaulichen Gesamtbild immer dann, wenn nicht nur die Welt wahrgenommen wird, sondern auch das Ich als erlebender und handelnde Teil in diesem Feld mit erfasst wird. Wolfgang Köhler bezeichnet die angenommene Strukturgleichheit zwischen phänomenalen Gegebenheiten und den zugrunde liegenden Vorgängen des Gehirns als Isomorphie. Dieser Begriff ist gleichbedeutend mit Gestaltgleichheit.

Feld der Gruppendynamik​

Ausgearbeitet wurde der feldtheoretische Ansatz des menschlichen Verhaltensbereichs von Kurt Lewin (1890 – 1947). Seine Forschung hat ergeben, dass aus gegebener Anordnung durch relevante psychologische Kräfte (Vektorkräfte) das eigene individuelle Verhalten hervorgeht. Mithilfe des Konstrukts kann die Person sowie ihr Umfeld durch rekonstruierten mathematischen Lebensraum erfasst werden. Das Umfeld des Individuums kann sodann aufgrund dessen Art Bestand von Erfahrungen und der Persönlichkeit strukturiert werden.

Die Feldtheorie besagt, dass Handeln und Verhalten immer Feldhandlungen sind. Die Untersuchung des Verhaltens hat also immer ihren Anfang mit der Erforschung der Situation und dem Umfeld einer bestimmten Person. Hierbei wird der Bezug nicht auf die physikalische Beschaffenheit gelegt, sondern darauf, wie die Situation subjektiv erfahren wird. Lewin und seine Mitarbeiter (Bluma Zeigarnik, Anitra Karsten, Junius F. Brown, Wera Mahler, Maria Ovsiankina) führten in den Zwanzigerjahren einige Experimente im Zuge der Entwicklung der Feldtherapie durch. Hier finden sich auch heute noch Konzepte und Grundlagen der Psychologie wie beispielsweise Begriffe wie psychische Sättigung, Anspruchsniveau sowie viele weitere.

Die Orientierung der Feldtheorie ist sozialpsychologisch. Mit der Theorie wurde Lewin sogar zum Begründer des Ausdrucks „Gruppendynamik“. Es besteht nach seiner Auffassung auch innerhalb einer Gruppe ein Kräftefeld. Es lässt sich an den Interaktionen zwischen den einzelnen Mitgliedern einer Gruppe erkennen. Ausgeweitet wurde noch vor Lewin die Feldtheorie im psychologischen Sinn auf die gesellschaftliche Feldtheorie durch den amerikanischen Gestaltpsychologen Junius F. Brown, der seinerzeit auch mit Lewin zusammengearbeitet hat.

Mathematische Rekonstruktion​

Es wird von Lewin angenommen, dass das Verhalten (V) dargestellt wird durch die Funktion einer Person (P) und seiner Umwelt (U): V = f (P,U) sowie die wechselseitig abhängige Größe von P und U.

Der Lebensraum wird mathematisch als topologischer Raum aufgefasst. Einer bestimmten Person wird die Teilmenge des Raums zugeteilt. Das Innere stellt den Trägerraum des psychologischen Feldes dar, welches durch eine Jordankurve abgegrenzt ist.

Patrick Raulin | Gestalttherapeut (IGE) & Organisationsdesigner

Patrick Raulin | Gestalttherapeut (IGE) & Organisationsdesigner

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